Am 1. August 1995 gründete Schulleiterin Inge Rahmel in Kienwerder ein „Kleinstkinderheim“ in Form einer Familienwohngruppe. Damals nahm sie fünf Kinder und Jugendliche, die erzieherischer Hilfen und individuelle Förderung benötigten, in ihre Familie auf. Nach diesem Vorbild und aufgrund der guten Erfahrung mit einem familienorientierten Arbeitsansatz entstand die Idee, diese Form der Betreuung und Erziehung auszuweiten. Es wurde ein Kinderdorf in Kienwerder mit dem Ziel aufgebaut, insbesondere Kindern, die aus den unterschiedlichsten Gründen nicht in ihrer „Ursprungsfamilie“ leben und aufwachsen konnten, ein familienorientiertes Angebot auf Zeit oder falls erforderlich – auch auf Dauer zu ermöglichen.
Um dieses Vorhaben umzusetzen, bedurfte es kompetenter und engagierter Fachkräfte, die Anhänger eines familienorientierten sozialpädagogischen Arbeitsansatzes sein mussten. Ein Projektentwickler wurde gesucht und gefunden, der das Vorhaben unter dem Gesichtspunkt der Verwirklichung der pädagogischen Zielvorstellungen organisatorisch begleitet, entwickelt und mit einem tragfähigen sozialwirtschaftlichem Konzept verbindet.
Diese Aufgabe übernahm Diplom-Sozialpädagoge und Heilpädagoge Hans-Hermann Borreck, der Berufserfahrungen als Leiter sozialer Einrichtungen, als Vorstandsvorsitzender und Geschäftsführer von Vereinen und Verbänden in die Arbeit einbrachte. Als Rechtsform für das Kinderdorf wurde eine GmbH-Gesellschaft gegründet. Gesellschafter wurden die Geschwister Tino Rückwarth, Jana Rückwarth sowie Inge Rahmel. Geschäftsführer wurden Tino Rückwarth und Inge Rahmel bestellt.
Am 1. Januar 2001 startete schließlich die Gesellschaft, nachdem zuvor die für das Kinderdorf benötigten Grundstücke und Häuser angeschafft und für Zwecke des Kinderdorfes verändert, umgebaut oder erweitert und vom Land Brandenburg als Aufsichtsbehörde genehmigt wurden.
Nachdem die „Betriebsgenehmigungen“ erteilt wurden und die Leistungs-, Qualitäts- und Entgeltvereinbarungen mit dem Landkreis Potsdam-Mittelmark ausgehandelt und abgeschlossen waren, war die Gesellschaft arbeitsfähig.
Tino Rückwarth (Geschäftsführer/ Heilpädagoge), Hans-Hermann Borreck (pädagogischer Leiter) und Jana Rückwarth (Verwaltungsleiterin) übernahmen die Leitung und Verwaltung des Kinderdorfes. Inge Rahmel setzte ihren Arbeitsschwerpunkt in der praktisch-pädagogischen Arbeit als „Kinderdorfmutter“ und betreute weiterhin in ihrem Haushalt eine Kindergruppe. Liebevoll sorgte sie darüber hinaus für das „Ambiente“ des gesamten Kinderdorfes. Ihr ist insbesondere die herzliche, kindgerechte Gestaltung des Kinderdorfes zu verdanken.
Heute leben im Kinderdorf Kienwerder durchschnittlich 35 Kinder und Jugendliche. Außerhalb des Kinderdorfes leben und wohnen weitere zirka 35 Kinder und Jugendliche im Haushalt von sozialpädagogischen Fachkräften und sind dort in das Familiensystem der Mitarbeiter integriert.
Von Anfang an waren wir uns bewusst, dass eine hohe Anzahl „unserer Kinder“ neben einem hohen Förderbedarf (schulischer Bereich, Logopädie, Ergotherapie) auch psychotherapeutische Hilfen benötigen. Von Anfang an unterstützt uns daher eine Fachärztin für Kinder-, Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, die Leitung und Mitarbeiter gleichzeitig berät. Das Leitungsteam lebt nach wie vor im gleichen Wohn- und Lebensumfeld der Kinder des Kinderdorfes in Kienwerder. Sie sind ständig erreichbar und ansprechbar für alle Kinder und Mitarbeiter des Kinderdorfes und nehmen daher auch in besonderer Weise an der Entwicklung und am Wohlergehen der Kinder und Jugendlichen teil.
Mittlerweile blickt das Kinderdorf Kienwerder auf 25 erfolgreiche Jahre im Dienste der Entwicklung der Mädchen und Jungen, die eine neue dauerhafte oder zeitweise Heimat fanden.